Fachtag: Sexualisierte Gewalt und Digitale Medien

Hier kommen alle wichtigen Infos zu unserem Fachtag am 27.02.2023 von 10-16 Uhr im Bürgerhaus, Montchaninpl. 1, 56422 Wirges.

Sexualisierte Gewalt und digitale Medien: Handlungsempfehlungen im Kontext Schule

Es passiert leider häufiger als gedacht, dass Kinder und Jugendliche belastende und gewaltvolle Situationen erleben – sowohl analog als auch digital. Sie trennen nicht zwischen diesen Lebenswelten und digitale Medien verschärfen Gewalterfahrungen zusätzlich. Sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen hat weitreichende Folgen für die Betroffenen.

Im Rahmen des Fachtags werden Dynamiken mediatisierter sexualisierter Gewalt dargestellt sowie hilfreiche Handlungsstrategien im Umgang damit erarbeitet. Am Beispiel veranschaulichender Fallvignetten möchten wir uns mit den Fragen auseinandersetzen, welche Haltung und Handlungsschritte es aufseiten von Institution braucht, um Betroffene bestmöglich zu schützen, Gewaltausübende zu begrenzen und präventive Elemente einzusetzen.

Ziel ist eine Auseinandersetzung mit Chancen und Risiken des virtuellen Raums sowie der Erarbeitung sinnvoller Handlungsaufträge.

Der Fachtag findet als Teil des EU-Praxisforschungsprojektes ByeDV (Beyond Digital Violence – Capacity Building for Relevant Professionals Working with Children and Young People Who Experienced Sexualized Violence Using Digital Media; https://byedv.de/) statt, das von den Verbundpartnerinnen DGfPI e.V. und SRH Hochschule Heidelberg in Zusammenarbeit mit Fachberatungsstellen, die spezialisiert zu sexualisierter Gewalt arbeiten, durchgeführt wurde.

Im Projekt wurden Qualitätskriterien für den Umgang mit mediatisierter sexualisierter Gewalt erarbeitet, die ebenso vorgestellt werden. Take Action! Against Cyber Sexual Violence

Dieser Fachtag richtet sich an Lehr- und Fachkräfte, Schulsozialarbeitende, Präventionsfachkräfte sowie Vertreter:innen aus Kinder- und Jugendhilfe.

Kostenbeitrag: 40 €

Anmeldung

bis zum 13.2.24

Frauenzentrum Beginenhof

Neustraße 43

56457 Westerburg

02663-919629

shop@notruf-westerburg.de

 

Workshops am Nachmittag (ca. 120 Minuten), bei Anmeldung bitte angeben – Plätze sind begrenzt.

 

Workshop A – Haltung und Handeln im Falle von Eltern-Kind-Konflikten

(Katharina Kärgel):

Wie können Hilfen und Elternarbeit gelingen, wenn sich unterschiedliche Bewertungen und Einordnungen mediatisierter sexualisierter Übergriffe gegenüberstehen?

Bereits die Vermutung mediatisierter sexualisierter Gewalt führt zu Belastungen im Bezugssystem von Kindern und Jugendlichen. Dies zieht oft Konflikte innerhalb der Familie nach sich, die Interventionen erschweren und junge Menschen zusätzlich belasten. Im Rahmen des Workshops wird entlang der folgenden Fragen geklärt, wie junge Menschen geschützt werden kann, auch wenn die Frage nach möglicher Gewalt nicht abschließend geklärt werden kann:

  • (Wie) kann die Frage nach möglicher Gewalt geklärt werden / Wie kann ein Gefährdungsrisiko bestimmt werden?
  • Wie sieht der eigene Hilfeauftrag aus?
  • Welche Haltung braucht es im Gespräch mit jungen Menschen und ihren Eltern?
  • Welche Handlungsmöglichkeiten bestehen, wenn die Frage nach möglicher Gewalt nicht endgültig geklärt werden kann?

Dabei werden die unterschiedlichen Bedürfnisse von Fachkräften, Eltern und (potenziell) Betroffenen berücksichtigt.

 

Workshop B – Präventionsaspekte bei mediatisierter sexualisierter Gewalt

(Anna Polzin und Alexandra Siebel):

Digitale Gewalt ist in der Präventionsarbeit noch nicht flächendeckend als Thema angekommen. Für die junge Generation sind digitale Medien ein untrennbarer Teil ihrer Lebenswelt – sie unterscheidet nicht zwischen analog und digital. Die Anonymität und leichte Zugänglichkeit des Internets kann jedoch zur Begehung von Grenzüberschreitungen, Übergriffen und auch strafbaren Handlungen – auch von Gleichaltrigen – ausgenutzt werden. Selbst analog ausgeführt setzen sie sich meist im digitalen Raum fort oder werden durch diesen begleitet. Diese Aspekte sollten im pädagogischen Alltag Beachtung finden.

In diesem Workshop gehen wir der Frage nach, welche Inhalte im Kontakt zu Kindern/Jugendlichen wichtig sind.

  • Mit welcher Haltung / Einstellung sollten wir ihnen begegnen?
  • Wie kompetent erleben sie uns als Ansprechpersonen bei negativen Erfahrungen?
  • Wie können wir aufklären, ohne mit Verboten zu arbeiten oder Ängste zu schüren?

 

 

Workshop C – Rechtliche Verpflichtung zum Handeln (Norbert Heck):

Es ging durch die Presse: Eine Lehrerin, die ein Video einer Schülerin an die Eltern weitergeleitet hat in der Absicht, die Eltern über den Vorfall zu informieren. Die Lehrerin steht nun vor Gericht, weil bereits der Besitz von kinderpornografischem Material unter Strafe steht. Die Staatsanwaltschaft hat keine Möglichkeit, das Verfahren einzustellen, auch wenn es mit der besten Absicht geschehen ist.

Da solche Fälle immer wieder im Schulalltag, aber auch in anderen Kontexten, auftreten, stellt sich die Frage, wie wir damit umgehen können.

  • Wie ist die rechtliche Verpflichtung zum Handeln (Aufsichtspflicht, Garantenstellung, Mittäterschaft)
  • Welche Handlungsmöglichkeiten gibt es (Meldung an die Schulleitung, Schutz des Opfers hat Priorität, Bewertung der Plausibilität)?
  • Wann erfolgt eine Strafanzeige?
  • Wie sehen Täterstrategien aus?

 

Referent:innen

 

Katharina Kärgel:

Katharina Kärgel ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Fakultät für Sozial- und Rechtswissenschaften der SRH Hochschule Heidelberg. Sie leitet die wissenschaftliche Begleitung des EU-Projekts »Beyond Digital Violence«(ByDV). Ihre Schwerpunkte umfassen (mediatisierte) sexualisierte Gewalt, Gewalt in Gruppen- und Peerkontexten, mediale Lebenswelten, Macht und Autorität.

 

Anna Polzin:

Anna Polzin ist Sozialarbeiterin/ Sozialpädagogin (B.A.) und arbeitet seit 2020 für den Verein Frauen gegen Gewalt e.V. Westerburg. Neben der Beratungstätigkeit liegt ihr Schwerpunkt in der Präventionsarbeit zu sexualisierter Gewalt. Dazu zählen die Durchführung von Workshops, Fachvorträgen, Fortbildungen sowie die Erstellung von Präventionsmaterialien, u.a. mit dem Fokus Digitale Gewalt. Sie befindet sich außerdem in Weiterbildung zur Fachberaterin für Psychotraumatologie und kümmert sich um die Social-Media-Kanäle des Vereins.

 

Alexandra Siebel:

Alexandra Siebel ist Sozialarbeiterin/ Sozialpädagogin (B.A.) und arbeitet seit 2022 für den Verein Frauen gegen Gewalt e.V. in Westerburg. Dort wirkte sie zunächst an einem bundesweiten Projekt zum Thema „Sexualisierte Gewalt unter Jugendlichen“ mit und ist nun neben der Beratungstätigkeit für den Aufbau einer Kinder-Interventionsstelle zuständig. Sie befindet sich außerdem in Weiterbildung zur Fachberaterin für Psychotraumatologie.

 

Norbert Heck:

Norbert Heck ist Polizeihauptkommissar in Koblenz. Er arbeitet im Beratungszentrum des Polizeipräsidiums Koblenz. Sein Tätigkeitsschwerpunkt ist die Prävention von sexualisierter Gewalt gegen Kinder. Er bietet u.a. Gewaltpräventionsworkshops in Schulen an, um Schülerinnen und Schüler für die Gefahren von wachsenden Gewaltfeldern im Netz zu sensibilisieren, ist aber auch Ansprechpartner für Lehrkräfte und Eltern.

 

Wir freuen uns auf Ihre Anmeldung bis zum 13.02.2024 – Kostenbeitrag 40 Euro.

Frauenzentrum Beginenhof

Neustraße 43

56457 Westerburg

02663-919629

shop@notruf-westerburg.de

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